Deutschland und seine Hygienebewertung für Restaurants
Verbraucher, die sich Sorgen um schmutzige Küchen voller verrotteter Lebensmittel machen, sollen dank der Hygieneampel in Zukunft wissen, wie sauber deutsche Restaurants sind. Die Bundesregierung hat 2011 beschlossen, ein System zur Kennzeichnung der Hygiene in der Gastronomie einzuführen.
Das System ähnelt den 2001 eingeführten „Smileys“ in dänischen Restaurants und Lebensmitteleinzelhandelsunternehmen. Die Verbraucher in Deutschland sehen jedoch keinen Smiley, sondern einen Farbbalken mit grün, gelb oder rot. Grün bedeutet gut, Gelb bedeutet Defizite und Rot ist wirklich schlecht – und ein wirklich schlechtes Unternehmen sollte nicht von den Verbrauchern besucht werden. Die Minister für Verbraucherschutz äußerten auch ihren Wunsch nach einem entsprechenden nationalen Gesetz, das die nationale Regierung ausarbeiten muss. Schließlich muss der Bundestag das Gesetz verabschieden. Aber es ist nicht nur die Art und Weise, wie man das Hygieneniveau eines Restaurants angibt, das sich von Dänemark unterscheidet.
Die Untersuchungsgegenstände sind in Deutschland begrenzt. In Dänemark werden alle Geschäfte, Restaurants und andere Unternehmen, die Lebensmittel und Getränke an die Öffentlichkeit verkaufen, regelmäßig inspiziert – in der Regel ein- bis dreimal im Jahr. In allen Restaurants, Pizzerien, Lebensmittelgeschäften, Supermärkten, Kiosken, Bäckereien, Metzgereien, Gemüsehändlern, Kantinen, Altenheimen und Krankenhausküchen werden die entsprechenden Berichte veröffentlicht: Selbst ein Hot-Dog-Stand auf der Straße muss sie vorweisen.
In Deutschland beschränkt sich das System auf reguläre Restaurants oder Kneipen. Natürlich ist der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband nicht erfreut, dass sich das System im Gegensatz zu Dänemark auf seine Kunden beschränkt. Eine gute Hygienepraxis sollte sich in allen lebensmittelverarbeitenden Betrieben zeigen. In dieser Hinsicht stimmt die Verbraucherorganisation „Foodwatch“ zu. Sie will ein Kontrollsystem, das Restaurants, Lieferdienst, Einzelhändler und Lebensmittelhersteller umfasst.
Wie die Hygieneampel funktioniert
Das Ampelsystem verwendet, wie bereits erwähnt, drei Farben. Bei der Hygieneampel steht grün dafür, wenn die hygienischen Anforderungen in dem Betrieb erfüllt wurden und dieser uneingeschränkt weiter zu empfehlen ist. Gelb bedeutet, dass die Anforderungen an das Unternehmen nur teilweise erfüllt wurden und dieses nur mit Einschränkungen zu empfehlen ist. Rot hingegen heißt, dass die Anforderungen nicht erfüllt wurden und das schwerwiegende Mängel zu verzeichnen sind. Dieses Restaurant, dieser Lieferdienst oder das allgemeine Unternehmen kann somit nicht weiterempfohlen werden, bevor diese Mängel nicht beseitigt wurden.
Somit können Verbraucher dank der Hygieneampel auf einen Blick erkennen, wie sauber bzw. wie hygienisch das Restaurant bewertet wurde, welches für einen eventuellen Besuch angedacht ist. Dies schafft eine enorme Transparenz und ist für die Kundenseite von enormen Vorteil – man kann sich auf das Urteil eines Experten verlassen, da man sich bewusst ist, dass die Restaurants, Lieferanten o.ä. von Kontrolleuren genauestens unter die Lupe genommen wurden. Somit kann sich der Endverbraucher letztlich darauf verlassen, dass in dem ausgewählten Betrieb die hygienischen Bedingungen gewährleistet sind.
Zu wenig Kontrolleure
Anders als in Dänemark, wo Unternehmen einer Reihe von jährlichen Inspektionen unterzogen werden müssen, wird die Hälfte aller deutschen Unternehmen überhaupt nicht inspiziert, während andere Unternehmen mehrfach inspiziert werden. Martin Müller, Leiter des Bundesverbandes der Lebensmittelkontrolleure, erklärt, dass die obligatorischen Lebensmittelkontrollen bereits heute kaum durchführbar sind. Etwa 1.500 neue Inspektoren werden benötigt. Derzeit müssen 2.500 Lebensmittelinspektoren 1,1 Millionen Unternehmen kontrollieren und die Lebensmittelinspektoren sind überfordert. Außerdem, so Müller, wird ein Mangel an Nachwuchs das Problem verschärfen.
Die so genannte Hygiene-Ampel ist sicherlich ein Vorteil nicht nur für den Verbraucher, sondern auch für die Reinigungsindustrie. Der Druck auf die Lebensmittelindustrie in Bezug auf die Hygiene und auch innerhalb der Lieferdienste nimmt zu. Mehrere Skandale in der Vergangenheit, jedoch vor allem außerhalb der Gastronomie, sorgten für ein höheres öffentliches Bewusstsein. Hygiene ist wieder von hoher Bedeutung und steht für Gesundheit oder Lebensqualität.